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Kurt Lotterschmid: Hypercars aus Kolbermoor oder 1.200 PS in den 90er Jahren

Es gibt Menschen, die schrauben an Autos – und es gibt Menschen, die bauen einfach gleich ihr eigenes. Mein Gast Kurt Lotterschmid gehört zur zweiten Kategorie. Der gelernte Mechaniker aus Kolbermoor hat nicht nur unzählige Porsche und Mercedes schneller gemacht, sondern auch komplette Rennwagen und Supersportwagen konstruiert – ganz allein, mit Bleistift, Flex und gesundem Menschenverstand.

Kurt Lotterschmid
Kurt Lotterschmid

Vom Moped zum Meisterstück

Seine Leidenschaft für Technik begann, wie so oft, mit einem Moped. Der junge Kurt frisiert seine Heinkel-Perle, liest „Schnelle Motoren seziert und frisiert“ von Helmut Hütten, optimiert Kanäle, Steuerzeiten und Auspuffgeometrie – und fährt bald doppelt so schnell wie alle anderen.„Ich wollte einfach wissen, warum etwas funktioniert – und warum nicht“, erzählt er.

Mit 21 hat er bereits seine eigene Werkstatt und einen Ruf als Porsche-Spezialist. In Kolbermoor spricht sich herum, dass der junge Lotterschmid die Motoren der 356er besser zum Laufen bringt als die Werkstätten in Zuffenhausen. Bald frisiert er Super 90 auf 115 PS und gewinnt mit seinen Kunden – bis er selbst mitfährt und die eigene Kundschaft schlägt.


Vom Porsche zur Formel V

Der nächste Schritt führt auf die Rennstrecke: Formel V, dann Interserie, schließlich Gruppe C. Lotterschmid baut seine Autos selbst, zeichnet mit Gustav Brunner (dem späteren Formel-1-Technikchef bei Ferrari und Minardi) die ersten Chassis und gewinnt mit seinem 2-Liter-Toy die Interserie-Meisterschaft – gegen Teams wie Joest, Sauber und McLaren.„Ich habe mir alles selbst beigebracht“, sagt er. „Ich wollte wissen, wie man so ein Auto richtig abstimmt – Fahrwerk, Gewichtsverteilung, Bremskraft. Das war mein Studium.“


Lotec – Turbo aus Kolbermoor

Ende der 1970er gründet Lotterschmid die Firma Lotec. Erst als Rennwagenbauer, dann als Tuner. Er baut Turbomotoren für Mercedes und Porsche, lange bevor AMG oder Brabus zur Seriengröße werden. Besonders legendär: seine 380 PS starke E-Klasse W124 – ein Wolf im Anzug, der auf der Autobahn schneller war als ein Porsche 911 Turbo.

„Wir haben mit Josef Lenz eine eigene Kennfeld-Zündung entwickelt – das war damals revolutionär“, erinnert sich Lotterschmid. „Ladedruckabhängig, temperaturgesteuert, alles selbst programmiert. Und der Motor hat 220.000 Kilometer gehalten.“

Mercedes-Ingenieure laden ihn ins Werk ein, staunen über seinen Turbo-16V und fragen sich, warum sie das selbst nicht geschafft haben. „Wir hätten ja auch gern einen Turbo gebaut – aber wir wussten nicht, wohin mit dem Ladeluftkühler“, sollen sie gesagt haben. Lotterschmid lächelt. „Ich schon.“


Vom Tuner zum Supersportwagenbauer

Anfang der 1990er ruft ein Scheich aus Dubai an. Er will das schnellste Auto der Welt – gebaut in Deutschland. Lotterschmid liefert den Lotec C1000: ein Kohlefaser-Monocoque mit 5,6-Liter-Mercedes-V8, zwei Turboladern, 1.000 PS und einer gemessenen Spitze von 374 km/h.„Der Scheich hat die Straße von Dubai nach Abu Dhabi sperren lassen“, erzählt er. „Bei 380 war Schluss – wegen der Übersetzung. Der Motor hätte über 400 geschafft.“ Natürlich gab es zu der Zeit auch noch keine entsprechenden Reifen auf dem Markt.


LOTEC Sirius
LOTEC Sirius

Der Lotec Sirius – deutscher Wahnsinn in Perfektion

Nach dem C1000 folgt der nächste Schritt: ein Supersportwagen, komplett aus eigener Hand. 1994 beginnt Lotterschmid mit der Arbeit am Lotec Sirius – einem Auto, das aussieht, als sei es gestern aus dem Designstudio heutiger Supersportwagenmanufakturen gerollt. Ein 6,0-Liter-V12 aus der S-Klasse, zwei Turbolader, 1200 PS, 1340 Newtonmeter Drehmoment, theoretisch wieder über 380 km/h.

„Ich habe das Modell im Maßstab 1:4 gebaut, in Scheiben geschnitten, viermal vergrößert und dann Schicht für Schicht geformt“, erklärt er. Kein CAD, kein Windkanal, keine Simulation. Nur Erfahrung, Augenmaß und die Überzeugung, dass man mit Leidenschaft alles erreichen kann.


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Ein Genie aus Kolbermoor

Heute steht der Sirius fertig da – verkauft nach Amerika, zusammen mit der Marke Lotec. „Ich bin froh, wenn ich sehe, dass das weiterlebt“, sagt Lotterschmid. „Ich hab’ meinen Spaß gehabt. Mein Leben war super.“

Wenn er das sagt, spürt man, dass es nicht um Ruhm ging, sondern um Erfüllung. Um die Freude am Bauen, am Tüfteln, am Ausprobieren. Kurt Lotterschmid ist einer dieser stillen Helden der deutschen Ingenieurskunst – ein Mann, der mit wenig Mitteln Großes geschaffen hat.


Die Folge mit Kurt Lotterschmid – jetzt anhören:

Alternativ auf: Spotify | Apple Podcasts | YouTube | Amazon


Lotec Sirius – Der vergessene deutsche Supersportwagen mit 1200 PS


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Manchmal stehen sie unscheinbar in irgendeiner Halle, diese Fahrzeuge, bei denen man zweimal hinschauen muss, um zu begreifen, was da eigentlich vor einem steht. Der Lotec Sirius ist so ein Auto – ein Einzelstück, gebaut aus Leidenschaft, technischem Genie und dem unerschütterlichen Willen, zu beweisen, dass ein Mann aus Kolbermoor in Oberbayern mit den ganz Großen der Supersportwagenwelt mithalten kann.

Ein Traum aus Aluminium, Kohlefaser und Turboladern

Als ich Kurt Lotterschmid in seiner Werkstatt besucht habe, wollte ich eigentlich „nur“ ein Podcast-Interview führen. Doch dann sagte er beiläufig: „Wenn Sie schon da sind, schauen Sie sich doch mal mein Auto an.“ Ich dachte an irgendeinen restaurierten Klassiker oder vielleicht einen alten Rennwagen. Stattdessen stand ich vor dem Lotec Sirius – einem Auto, das aussieht, als hätte es gestern die Designstudios von McLaren, Koenigsegg oder Pagani verlassen. Dabei stammt das Konzept aus dem Jahr 1994.

Unter der flachen Carbon-Haube steckt ein 6,0-Liter-V12 aus dem Mercedes W140, den Lotterschmid mit zwei Turboladern versehen hat. Das Ergebnis: 1.200 PS, 1.340 Newtonmeter Drehmoment und theoretisch über 380 km/h. Die Übersetzung war dafür ausgelegt – nur die Reifen machten bei 380 Schluss.

„Der Motor war stärker als die Reifenindustrie“, sagt Lotterschmid trocken.


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Vom Rennwagenbauer zum Supersportwagen-Erfinder

Der Sirius war sein Meisterstück. Gebaut mit zwei Mitarbeitern über acht Jahre hinweg, komplett in Handarbeit – vom Gitterrohrrahmen bis zu den Rückleuchten. Nichts kam „von der Stange“. Selbst die Rücklichter stammen nicht aus einem Regal, sondern wurden aus Teilen eines Hyundai-Santa-Fe-Reflektors und viel Eigenbau-Kunst zusammengesetzt - in einer Perfektion, die man sich heute bei manchem Serienauto wünschen würde.

„Ich hab’ das alles gezeichnet, gesägt und laminiert – das war kein CAD, das war Gefühl“, sagt er.


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Ein deutscher Gegenentwurf zum McLaren F1

Zur gleichen Zeit, als in England der McLaren F1 entstand, schraubte Kurt Lotterschmid in Kolbermoor an seinem Sirius. Beide Autos sollten die schnellsten der Welt werden – nur dass der eine in einer klimatisierten Entwicklungsabteilung entstand und der andere in einer bayerischen Werkstatt.Das Ergebnis war technisch auf Augenhöhe – nur bekam der Sirius nie die Chance, es zu beweisen.

„Ich hätte ihn in Serie bauen können, ein Scheich wollte das. Aber dann hätte ich nach Dubai ziehen müssen – und da sieht man halt keinen Wendelstein mehr“, sagt Lotterschmid mit einem Lächeln. Für so einen Wagen hätte der Scheich yuch ruhig nach Kolbermoor übersiedeln können...


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Ein Auto mit Seele – und 1200 Pferden

Heute steht der Sirius fertig da – und wirkt dabei moderner als viele aktuelle Hypercars. Das Design mit der schmalen Helmvisier-Frontscheibe, der klaren Seitenlinie und den fließenden Flächen könnte genauso gut auf einem Genfer Autosalon 2025 stehen. Lediglich das Design der Scheinwerfer würde dank LED- und Lasertechnik sicherlich kleiner ausfallen und im Innenraum fehlen Touch und... ach, lassen wir das und sind froh, dass es das alles noch nicht gab!

Beim Starten klingt er wie ein Flugzeug, das kurz vor dem Abheben steht. Kein Showeffekt, keine Spielerei – einfach pure Mechanik und geballte Ingenieursleistung.

„Mein Leben war nur Spaß“, sagt Lotterschmid am Ende unseres Gesprächs. Und wenn man dieses Auto sieht, glaubt man ihm jedes Wort.


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Mein Videorundgang rund um den LOTEC Sirius:



5 Kommentare


Eaglercraft
vor einem Tag

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brieflydeceit
vor 2 Tagen

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15. Okt.

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johnnycummings
14. Okt.

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