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Wolfgang Nehse: Der Mann hinter BMWs stärksten Herzen

Von BMW Motorrad bis zum McLaren F1: Wie ein Berliner Bub mit einem alten Käfer zum Motorenvisionär wurde

Wolfgang Nehse
Wolfgang Nehse

Wenn Wolfgang Nehse von seiner Karriere erzählt, wird schnell klar: Hier spricht keiner, der am Schreibtisch geblieben ist. Nehse war nicht nur Zeuge, sondern treibende Kraft hinter einigen der faszinierendsten Motorenprojekte der BMW-Geschichte. Vom legendären S14 im M3 E30 über die ersten Hochdrehzahl-Sechszylinder im E36 bis hin zum ikonischen V12-Triebwerk des McLaren F1 – Nehse war mittendrin.

„Ich hab mit 14 Jahren angefangen, Segelfliegen zu lernen.“

Seine technische Neugier begann früh. Die Liebe zum Motor kam nicht über die Familie – „meine Eltern hatten nichts mit Autos zu tun“ –, sondern über den Innenhof eines Hauses in München. Dort schraubte ein Mechaniker an Mercedes-Fahrzeugen, was er als Kind Wolfgang fasziniert beobachtete. Mit dem Segelflug ging es los, später folgte der erste Käfer zum Einrollen der Zugwinde – samt Überschlag auf dem Flugfeld.


Vom Motorrad zur M GmbH

Nach dem Maschinenbaustudium in Karlsruhe stieg Nehse bei BMW Motorrad ein, wo er an der K-Baureihe mitarbeitete. Doch seine wahre Bühne fand er bald bei BMW Motorsport.

In den 80er-Jahren übernahm Nehse Verantwortung für die Motorenentwicklung der M GmbH. Der

Musste erst noch gezähmt werden: der S14 im ersten M3 der Baureihe E30 (Foto: BMW AG)
Musste erst noch gezähmt werden: der S14 im ersten M3 der Baureihe E30 (Foto: BMW AG)

M3 E30 mit seinem S14-Vierzylinder war sein erstes großes Projekt. „Der Vierzylinder hat uns die Teile fast abgeschüttelt – wir mussten ganz neue Lösungen finden, damit das Ding hält.“ Eine davon: ein elastisch gelagerter Drosselklappenflansch.

„Rosche hat nie ‚Ich‘ gesagt – immer nur ‚Wir‘.“

Mit Paul Rosche, dem Vater der BMW-Motoren, arbeitete Nehse eng zusammen. „Er war jeden Morgen um acht Uhr da, hat zugehört und gesagt: ‚Dann machen wir’s so.‘“ Diese Kultur der kurzen Wege und klaren Entscheidungen prägte die Erfolgsgeschichte der M-Motoren. Das Ergebnis: 238 PS aus 2,3 Litern – und das mit Stahlventilen und Serien-Kurbelwellen. Was Porsche damals mit 3,6 Litern erzielte, schaffte BMW mit vier Zylindern.


S50, S54 – und der Techniksprung


BMW S50B30
Der M3-6-Zylindermotor in der E36-Generation mit zunächst 286 PS aus 3 Litern hört auf den Namen S50B30 (Foto: BMW AG)

Mit dem E36 M3 kam der erste M-Reihensechszylinder für die Straße – inklusive zweigeteiltem Zylinderkopf und eigener Hochdruck-VANOS. Nehse: „Das System war sauschnell. Und ja, wir waren vor der Serie dran.“ Die Integration von Hochtechnologie, wie Metallkats oder hydrogeformten Fächerkrümmern, zeigte: Hier arbeiteten Entwickler mit Benzin im Blut.

Auch die Elektronik entwickelte BMW Motorsport selbst: „Der E-Prom kam morgens unterder Tür des Hotelzimmers durchgeschoben.“ Später kamen eigenentwickelte Steuergeräte – ein echter Technologiesprung.


Der McLaren F1 – das Kronjuwel

Was folgte, war die Entwicklung eines S70/2 V12-Saugmotors mit rund 630 PS – ohne Aufladung. Der McLaren F1 wurde zur Ikone. Doch auch die Erprobung war Abenteuer pur: „In Südafrika ist einer meiner Leute mit 300 Sachen abgeflogen. Zum Glück ist nichts passiert.“

S70 - der Motor des McLaren F1 (Foto: BMW AG)
S70 - der Motor des McLaren F1 (Foto: BMW AG)

Wolfgang Nehse und die luftgekühlte Zukunft

Nach einem Abstecher in die Getriebentwicklung bei BMW widmet sich Wolfgang Nehse heute einem neuen Kapitel – dem Umbau moderner Wasserboxer-Porschemotoren auf luftgekühlt, zusammen mit der Firma REEN. Auch hier: ein echtes Entwicklerprojekt mit Herzblut und ein faszinierendes Fahrzeug.

(Mehr Infos hier: https://reencars.com/rsgt/)

„Ich glaube, dass die Leute merken, ob ein Auto von Enthusiasten gebaut wurde.“

Mit dieser Einstellung hat Wolfgang Nehse über Jahrzehnte Automobilgeschichte geschrieben – leise, präzise, leidenschaftlich. Ein Ingenieur, wie man ihn auch heute nur in homöopathischen Dosen findet.


Die Folgen mit Wolfgang Nehse – jetzt anhören:

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