Mit großer Freude habe ich heute die Pressemitteilung von BMW, zur Präsentation des Artist Proofs des BMW Art-Cars von Alexander Calder gelesen!
Ein "Artist Proof" (auch Künstlerexemplar oder AP) ist eine Kopie, die dem Künstler außerhalb der limitierten Serie seines Kunstwerks zusteht. Der US-Amerikanische Bildhauer Alexander Calder (1898 - 1976), der auch als Erfinder des Mobiles gilt, war bekannt für seine kinetische Kunst.
Der Ursprung von Alexander Calders BMW CSL liegt allerdings weniger im Bereich der Automobilindustrie als vielmehr in dem der Luftfahrt. Im Jahr 1974 besuchte der französische Auktionator und Rennfahrer Hervé Poulain den Künstler in seinem Studio im französischen Saché und schlug ihm vor, dessen kürzlich abgeschlossene Zusammenarbeit mit Braniff International Airways auf die Welt des Automobils zu übertragen. Das von Calder bemalte DC-8-62 Flugzeug, dessen Jungfernflug im Jahr 1973 stattfand, war ein großer Erfolg. Daraufhin beauftragten BMW und Hervé Poulain den Künstler mit der Gestaltung eines BMW Rennwagens, der 1975 bei dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans antreten sollte.
Größter Unterstützer seitens BMW war damals übrigens Jochen Neerpasch, mit dem ich auch in meinem Podcast über die Entstehungsgeschichte rede (https://www.alteschule.tv/podcast/episode/ebf9ba26/mit-jochen-neerpasch).
Nun hat Alexander Calder aber das Fahrzeug nicht selbst bemalt, sondern lediglich ein 1:5 - Modell.
Der "ausführende Künstler" war der Designer und Künstler Walter Maurer, der damals das bemalte Modell 1:1 auf das Originalfahrzeug übertragen hat. (Erst später hat Andy Warhol in Maurers Werkstatt sein Art-Car, einen BMW M1, selbst bemalt.)
Als ich Walter Maurer für meinen Podcast (https://www.alteschule.tv/podcast/episode/8d414782/mit-walter-maurer) in seinem Atelier auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck bei München besuchen durfte, war diese Kopie für die Calder Foundation gerade in Arbeit und so hatte ich das große Vergnügen, das Ur-Art-Car live in seiner Werkstatt bewundern zu können.
Was mich damals besonders beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass es wirklich Handwerk und die künstlerische Gabe von Walter Maurer ist, die das Auto entstehen lässt und nicht etwa ein Computer das Originalfahrzeug vermisst und parallel die Farbe auf die Doublette - äh, das Künstlerexemplar für die Calder-Foundation - spritzt!
Galeriefotos: © BMW AG
Nach der Teilnahme von Calders BMW Art Car an dem Rennen in Le Mans wurde das
Fahrzeug 1976 bei der großen Retrospektive des Künstlers im Whitney Museum of
American Art in New York gezeigt, wo es für die gesamte Dauer der beliebten
Ausstellung einen prominenten Platz besetzte.
Die Fahrer damals waren der Amerikaner Sam Posey und die Franzosen Jean Guichet und Hervé Poulain (der ja auch der Initiator war). Es war der erste und zugleich einzige Renneinsatz. Nach sieben Stunden wurde der Wagen wegen einer defekten Kardanwelle aus dem Rennen genommen.
Der Künstler selbst kann die Fertigstellung "seines" Exemplars leider nicht mehr erleben.
Alexander S. C. Rower, Enkel des Künstlers und Präsident der Calder Foundation, erinnert sich: „Bei der Eröffnung der umfassenden Retrospektive meines Großvaters im Whitney Museum 1976 habe ich das BMW Art Car als Kind zum ersten Mal gesehen. Ich fragte ihn nach dem Röhren des M49 Motors. Lächelnd antwortete er damals, dass er auch für sich selbst ein solches Fahrzeug anfertigen wolle. Er verstarb nur wenige Wochen später. Seither war es stets mein Traum, seinen Wunsch zu
verwirklichen, das Fahrzeug wieder zum Leben zu erwecken und es in seiner Gänze zu erleben. Daher bin ich umso mehr begeistert, dass dieser Tag nun endlich gekommen ist. Anlässlich der Ausstellungseröffnung von ‚Minimal / Maximal‘ in der Neuen Nationalgalerie, in deren Mittelpunkt die Partizipation als Schlüsselelement in Calders Werk steht, wird der Motor des Fahrzeugs gestartet werden.“
Übrigens ist es ist wichtig zu betonen, dass es sich bei dem Artist’s Proof nicht um eine Replik, einen Nachbau, eine Kopie, Reproduktion oder eine 1:1 Abbildung des BMW Art Car von Alexander Calder aus dem Jahr 1975 handelt. Vielmehr ist es ein identischer Artist’s Proof (Belegexemplar), der dem Künstler zustand, bisher jedoch noch nicht realisiert wurde. Alle Details entsprechen dabei einem originalen BMW 3.0 CSL und so wird der Artist’s Proof dieselbe Fahrgestellnummer mit dem Zusatz „AP“ (227592/AP) tragen.
Und so verdoppelt sich künftig die Chance für uns, das erste BMW Art - Car von Alexander Calder einmal in Natura zu sehen. Nur der harte Renneinsatz bleiben dem Original von 1976, sowie dem Artist Print von 2021 wahrscheinlich auch in Zukunft erspart.
Galeriefotos: © BMW AG
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